Nozizeption
oder mit anderen Worten : die Schmerzempfindung. Spezielle Nervenrezeptoren (die Nozizeptoren) informieren unser ZNS über Schädigung oder potentielle Schädigung des Gewebes. Da dieses eine Gefahr darstellt, entsteht im Gehirn eine spezifische Reaktion, um einerseits Ihre Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken, andererseits um dazu beizutragen, dass sie die betroffenen Stellen nicht noch größerer Gefahr aussetzen : der Schmerz.
Wichtig ist hier unter anderem die Information "Schädigung oder potentielle Schädigung". Dass wir Schmerz empfinden, wenn wir uns verletzt haben, haben wir alle mehrfach erlebt. Aber wir können auch Schmerz empfinden, obwohl das Gewebe (noch) nicht beschädigt ist. Auch hier gilt wieder das neurofunktionelle Grundprinzip : unser Gehirn simuliert eine Realität als Reaktion auf eine Summe von Informationen. Im Zweifelsfall gilt das bei potentiellen Gewebeschädigungen das Vorsichtsprinzip : lieber zu viel als zu wenig.
Das Problem
Es scheint auf den ersten Blick einfach zu sein : Sie stoßen sich den Kopf am Türrahmen, Sie empfinden Schmerz. Aber wie stark empfinden Sie ihn ? Empfindet jeder Patient bei identischen Schmerzreizen genau die gleiche Schmerzintensität ? Wieso hält der Schmerz bei einigen Patienten länger an, als bei anderen ? Wieso gibt es Patienten, die auf dieses Bagatell-Trauma mit Verspannungsschmerzen in der HWS oder Schulter reagieren, andere mit Schmerzen im Kiefer, andere überhaupt nicht ? (Vorausgesetzt, die Intensität des Stoßes ist identisch und betrifft genau die gleiche Stelle am Kopf).
Genau hier liegt ein Grundprinzip der Neurobionomy : der nozizeptive Reiz ist nur ein Teil der Gesamtinformationen, die zu Schmerz und Kompensation führen. Ein wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil. Indem wir die Summe der Informationen verändern, verändern wir auch die Schmerzwahrnehmung : jeder von uns würde sich instinktiv den Kopf dort reiben, wo er ihn gestoßen hat. Warum ? Nimmt das den Stoß weg ? Wohl kaum. Aber wir verstärken die propriozeptiven Reizen dieser Körperstelle, damit sie in der Gesamtberechnung die nozizeptiven Reize übertönen. (Mehr Informationen zur sogenannten Gate-Control-Theory kommt in einem späteren Beitrag).
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